Hotel Reichshof – Hamburger Handwerker ziehen vor Gericht

Millionen-Sanierung

Pressebericht 15.09.2017, Hamburger Abendblatt

Von Patrick Schlos

 

Das Hotel Reichshof in St. Georg. Nach der aufwendigen Sanierung kommt es nun zu einer Auseinandersetzung vor Gericht
Foto: Klaus Bodig / HA

 

Generalunternehmer geht nach ausbleibenden Zahlungen in die Insolvenz. Gläubiger sehen die Schuld beim Bauherren.

Hamburg. Das Hotel Reichshof an der Kirchenallee gilt spätestens seit seiner aufwendigen Renovierung zu den Topadressen in Hamburg. In der Berichterstattung wurde die Neugestaltung des Traditionshauses gelobt, auch bei Gästen ist es äußerst beliebt. Im März 2015 wurde das Haus sogar bei einer Gala in München als "Hotelimmobilie des Jahres" ausgezeichnet. Die Jury lobte damals die aufwendige Sanierung, die 15 Monate gedauert und insgesamt 31 Millionen Euro gekostet hatte.

Umso erstaunlicher, dass es im Nachgang dieser erfolgreichen Umgestaltung nun juristischen Ärger gibt: Der für die Umbauarbeiten verantwortliche Generalunternehmer hat jetzt Insolvenz angemeldet. Grund dafür sind ausgebliebene Zahlungen des Bauherren.

Der schwelende Streit zwischen den beiden Unternehmen wirkt sich nun vor allem auf mehrere kleinere und mittlere Betriebe aus dem Großraum Hamburg aus – diese sind direkt von der Insolvenz betroffen, denn seit der Pleite warten sie auf Geld für geleistete Arbeiten. Ein Kieler Unternehmen musste im Zuge der Insolvenz bereits selbst Konkurs anmelden, den übrigen Handwerksbetrieben droht zumindest ein spürbarer Zahlungsausfall. In nicht wenigen Fällen geht es dabei um sechsstellige Summen. Die Gesamtforderung aller Gläubiger beträgt nach Angaben des Insolvenzverwalters rund 9,2 Millionen Euro, wovon 6,3 Millionen Euro auf die Forderungen der Handwerkerfirmen entfallen.

Die Probleme für die heimischen Unternehmer hatten damit begonnen, dass der luxemburgische Bauherr, die NKS Hospitality II S.a.r.l., dem mit der Sanierung beauftragten Generalunternehmer, der Firma Vöcker + Co. Hotel- und Objektkonzepte GmbH aus Ahaus, den Ausgleich noch ausstehender Rechnungen verweigert haben soll. Anlass dafür war ein Millionenschaden, den der Eigentümer gegenüber dem Generalunternehmer offenbar geltend machen wollte. Bei der Sanierung sowie der anschließenden Renovierung sei es zu erheblichen Mängeln gekommen, argumentierte der Bauherr: Die Beseitigung der Schäden würde rund 3,2 Millionen Euro kosten, zusätzlich seien der NKS durch die Schäden rund 4,4 Millionen Euro Gewinn entgangen.

 

Handwerker zweifelt Gegenforderung an

Einer der direkt von dem Streit betroffenen Handwerker, der Hamburger Restaurator Hans Martin Burchard, zweifelt allerdings die Rechtmäßigkeit dieser Gegenforderung an. Er sieht die Schuld für die Streitigkeiten vor allem beim Bauherren NKS: "Größere Schäden, so wie sie der Eigentümer geltend gemacht hat, sind mir nicht bekannt", sagt Burchard. Als Beleg für seine Sicht der Dinge führt er die Entscheidung des Insolvenzverwalters an. Dieser hatte bei der Eröffnung des Verfahrens über den Ahauser Generalunternehmer die Millionenforderung der NKS gleich zu Beginn der Sitzung als offensichtlich unbegründet abgelehnt.

"Das Hotel ist schon seit rund zwei Jahren im Betrieb. Seitdem habe ich noch keine einzige Beschwerde gehört. Im Gegenteil, es gab eigentlich immer nur Lob für die geleisteten Arbeiten. Und das Haus hat ja sogar einen Preis gewonnen. Den hätte ein Haus mit Schäden in Millionenhöhe ja wohl kaum bekommen", sagt der Restaurator, der ergänzt: "Und dem Bauherren ist es in den vergangenen zwei Jahren ja auch nicht gelungen, etwaige Schäden nachzuweisen." Auch deswegen setzt Burchard nun große Hoffnung in die juristische Aufarbeitung, um an das ausstehende Geld zu kommen. In seinem Fall sei das eine größere Summe im fünfstelligen Bereich.

Dass es nun aber überhaupt zu einem Nachspiel vor Gericht kommen kann, sei allerdings ein Glücksfall: "Der Generalunternehmer hat sich gesetzeskonform Verhalten und aus unserer Sicht rechtzeitig Insolvenz angemeldet", sagt der Insolvenzverwalter Frank Kreuznacht. Positiv für die Hamburger Gläubiger sei, dass die Ahauser Firma bis zur Schieflage wirtschaftlich gesund war. "Es lagen keine Bankverbindlichkeiten vor, und auch eine gewisse Liquidität war vorhanden", so der Rechtsanwalt.

 

Rechtsstreit kann Jahre dauern

Zum Zeitpunkt des Antrages habe die Firma noch über rund 1,3 Millionen Euro Vermögen verfügt. Das ermögliche nun die rechtliche Auseinandersetzung vor dem Hamburger Landgericht: "Wir sind damit für den kommenden Prozess gut aufgestellt", sagt Kreuznacht. Mit einem schnellen Erfolg rechnen die Juristen allerdings nicht. Sollte sich der Rechtsstreit über mehrere Instanzen fortsetzen, könnten durchaus zehn Jahre bis zu einer Entscheidung vergehen.

Eine Anfrage an die Anwaltskanzlei des Hoteleigentümers blieb bislang unbeantwortet. Auch Beim Hotel Reichshof wollte man sich nicht zu den Vorgängen rund um die Sanierung äußern. Bei einer telefonischen Anfrage an die Betreibergesellschaft des Hotels, der RH Operations GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln, war dort niemand zu einer Stellungnahme bereit. Die Geschehnisse rund um die Sanierung könne und wolle man auf Anfrage nicht kommentieren, hieß es dort. Die Kölner Gesellschaft ist Franchisenehmer der bekannten Hotelmarke Hilton und betreibt auch das Hamburger Hotel unter diesem Namen.

 

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