Hotel Reichshof – Handwerker ziehen vor Gericht

Genaeralunternehmer geht nach ausbleibenden Zahlungen in die Insolvenz. Kleine Betriebe warten auf ihr Geld

Pressebericht 19.09.2017, Hamburger Abendblatt

Von Patrick Schlos

 

ST. GEORG :: Das Hotel Reichshof an der Kirchenallee gilt spätestens seit seiner aufwendigen Renovierung zu den Top-Adressen in Hamburg. Das Haus ist bei Gästen beliebt. Die Neugestaltung gilt als gelungen. Im März 2015 wurde das Traditionshaus bei einer Gala in München sogar als „Hotelimmobilie des Jahres“ ausgezeichnet. Die Jury lobte damals die aufwendige Sanierung, die 15 Monate gedauert und insgesamt 31 Millionen Euro gekostet hatte. Doch nun gibt es juristischen Ärger: Der für die Umbauarbeiten verantwortliche Generalunternehmer hat jetzt Insolvenz angemeldet. Grund dafür sind ausgebliebene Zahlungen des Bauherren.

Der schwelende Streit zwischen den Unternehmen wirkt sich vor allem auf mehrere kleinere und mittlere Betriebe aus dem Großraum Hamburg aus - diese sind direkt von der Insolvenz betroffen. Denn seit der Pleite warten sie auf Geld für geleistete Arbeiten. Ein Kieler Unternehmen musste in der Folge bereits selbst Konkurs anmelden, den übrigen Betrieben droht zumindest ein spürbarer Zahlungsausfall. In nicht wenigen Fällen geht es dabei um sechsstellige Summen. Die Gesamtforderung aller 131 Gläubiger beträgt nach Angaben des Insolvenzverwalters rund 9,2 Millionen Euro, wovon 6,3 Millionen Euro auf die Forderungen der Handwerker entfallen. Die Probleme für die heimischen Unternehmer hatten damit begonnen, dass der luxemburgische Bauherr, die NKS Hospitality II S.a.r.l. dem mit der Sanierung beauftragten Generalunternehmer, Firma Vöcker + Co. Hotel- und Objektkonzepte GmbH aus Ahaus, den Ausgleich ausstehender Rechnungen verweigert haben soll.

Anlass dafür war ein Millionenschaden, den der Eigentümer gegenüber dem Generalunternehmer offenbar geltend machen wollte. Bei der Sanierung sowie der anschließenden Renovierung sei es zu erheblichen Mängeln gekommen, argumentierte der Bauherr. Die Beseitigung der Schäden würde rund 3,2 Millionen Euro kosten. Zusätzlich seien der NKS durch die Schäden rund 4,4 Millionen Euro Gewinn entgangen.

Einer der direkt von dem Streit betroffenen Handwerker, der Hamburger Restaurator Hans Martin Burchard, zweifelt aber die Rechtmäßigkeit dieser Gegenforderung an. Er sieht die Schuld vor allem beim Bauherren NKS. „Größere Schäden, so wie sie der Eigentümer geltend gemacht hat, sind mir nicht bekannt“, sagt Burchard. Als Beleg für seine Sicht führt er die Entscheidung des Insolvenzverwalters an. Dieser hatte bei der Eröffnung des Verfahrens über den Ahauser Generalunternehmer die Millionenforderung der NKS als offensichtlich unbegründet abgelehnt. „Das Hotel ist schon seit rund zwei Jahren im Betrieb. Seitdem habe ich noch keine einzige Beschwerde gehört. Im Gegenteil, es gab eigentlich immer nur Lob für die geleisteten Arbeiten. Und das Haus im ja sogar einen Preis gewonnen. Den hätte ein Haus mit Schäden in Millionenhöhe ja wohl kaum bekommen", sagt der Restaurator. „Und dem Bauherrn ist es in den vergangenen zwei Jahren ja auch nicht gelungen, etwaige Schäden nachzuweisen." Auch deshalb setzt Burchard nun große Hoffnung in die juristische Aufarbeitung, um an das ausstehende Geld zu kommen. In seinem Fall sei das eine Summe im fünfstelligen Bereich.

Dass es überhaupt zu einem Nachspiel vor Gericht kommen kann. sei allerdings ein Glücksfall: „Der Generalunternehmer hat sich gesetzeskonform verhalten und aus unserer Sicht rechtzeitig Insolvenz angemeldet“. sagt der Insolvenzverwalter Frank Kreuznacht. Positiv für die Hamburger Gläubiger sei, dass die Ahauser Firma bis zur Schieflage wirtschaftlich gesund war. „Es lagen keine Bankverbindlichkeiten vor und auch eine gewisse Liquidität war vorhanden“. so der Rechtsanwalt.

Zum Zeitpunkt des Antrages habe die Firma noch über rund 1,3 Millionen Euro Vermögen verfügt. Das ermöglicht nun die rechtliche Auseinandersetzung vor dem Hamburger Landgericht: „Wir sind damit für den kommenden Prozess gut aufgestellt“. sagt Kreuznacht. Mit einem schnellen Erfolg rechnen die Juristen allerdings nicht. Sollte sich der Rechtsstreit über mehrere Instanzen fortsetzen. könnten durchaus zehn Jahre bis zu einer Entscheidung vergehen.

Eine Anfrage an die Anwaltskanzlei des Hoteleigentümers blieb bislang unbeantwortet. Auch beim Hotel Reichshof wollte man sieh nicht zu den Vorgängen rund um die Sanierung äußern. Bei einer telefonischen Anfrage an die Betreibergesellschaft des Hotels, der RH Operations GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln, war dort niemand zu einer Stellungnahme bereit. Die Geschehnisse rund um die Sanierung könne und wolle man auf Anfrage nicht kommentieren, hieß es dort. Die Kölner Gesellschaft ist Franchisenehmer der bekannten Hotelmarke Hilton und betreibt auch das Hamburger Hotel unter diesem Namen.

 

Das Hotel Reichshof in Sichtweite des Hauptbahnhofs glänzt seit seiner stilvollen Renovierung vor gut zwei Jahren
Foto: Hotel Reichshof / Matthew Shaw

 

© Hamburger Abendblatt 2017 – Alle Rechte vorbehalten.

 

Den Originalartikel finden Sie hier.